Weezer Bilderbuch

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Kriegsgräberstätte

...Soldatenfriedhof, Ehrenfriedhof, Gräberfeld

Soldatenfriedhof

Besuchen Sie diesen Ort und finden Sie Ihren eigenen Begriff, der der Einzigartigkeit, der Würde, der Spiritualität dieser Stätte gerecht wird. Spüren Sie die Vergangenheit. Versetzen Sie sich zurück in die Zeit der grauen Tage. Verweilen Sie, atmen Sie...

...hier wo viele, meist junge Menschen ihren letzten Atemzug taten, die hier gestorben sind für nichts und wieder nichts, nicht für Sieg, nicht für Ehre, nicht für die eigenen Ideale, sondern vom kranken Geist eines einzigen in den Tod getrieben...

   
(013) Weeze - Haus Hertefeld (10) Cyriakus im Park Schloss Wissen


Die Texte auf dieser Seite beruhen ausschließlich auf den Angaben der Informationstafel auf dem Gelände der Kriegsgräberstätte.

Soldatenfriedhof Mit dem Auto ist man schnell daran vorbei und weg...
Dabei lohnt es sich wirklich, einmal Halt zu machen.

Soldatenfriedhof

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Soldatenfriedhof

Soldatenfriedhof Das "Grabmal des Unbekannten Soldaten". Und zu jedem nicht identifizierten Toten gehört eine Familie die nie erfahren hat, wo der Sohn, der Ehemann, der Bruder, gefallen ist und beerdigt wurde.

Soldatenfriedhof Konzentrische Kreissegmente mit der großen Dreiergruppe als Zentrum. Ein Landchaftsarchitektonisches Kunstwerk. Aus der Luft offenbart sich die Anlage mit völlig anderem Gesicht. Die Geometrie und die Einbettung in bestehende Landschaft und Geländemerkmale wecken ganz neue Assoziationen.

Soldatenfriedhof Auf dem Gelände des Soldatenfriedhofs, zwischen dem Eingang von der Straße her kommend und dem Treppen­aufgang finden Sie diese Hinweistafel. Der komplette Text ist in der rechten Spalte wiedergegeben. Sie können sich das pdf-Dokument mit dem gleichen Inhalt auch hier herunter­laden.

Soldatenfriedhof

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eMail: Helmut Hoffmann - Weezer Bilderbuch


Kriegsgräberstätte Weeze

Hier ruhen über 2000 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges. Nach der Invasion der alliierten Streitkräfte in der Normandie am 6.Juni 1944 und deren Vorstoßen durch Frankreich, Belgien und den Niederlanden wurden die Gebiete des Niederrheins und der Eifel Schauplatz furchtbarer Kämpfe. Im Februar/März 1945 erreichten die Kämpfe am Niederrhein ihren Höhepunkt. Städte und Orte wechselten mehrfach den Besitzer. In Weeze wurde drei Tage lang (28.02. bis 2.3.1945) erbittert von Haus zu Haus gekämpft, dann setzten sich die deutschen Truppen nach Osten ab.

Die Gräberdienste der nachrückenden englischen und kanadischen Einheiten begruben die Gefallenen, die sie fanden: Hunderte aber blieben unbeerdigt in den Wäldern, Feldern, Wiesen und unter den Trümmern der Häuser. - Weeze war zu 80% zerstört.

Die evakuierte Weezer Bevölkerung kehrte im August 1945 in ihren Ort zurück. Obwohl sie von eigenen Sorgen und Nöten hart bedrängt war, kümmerte sie sich um die Bergung der Toten und die Pflege der Gräber. Die Gemeinde Weeze ließ alle vorhandenen Gräber erfassen. Regierungsinspektor i.R. Albert Eckardt übernahm in aufopfernder Weise diese Arbeit.

Für die Anlegung einer bleibenden Kriegsgräberstätte stellte die Familie von Loë ein 2 Hektar großes Gelände, das im Volksmund "Sandberg" genannt wurde, unentgeltlich zur Verfügung.

1947 begann der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, unermüdlich unterstützt von Albert Eckardt und Gemeindeamtmann Heinz Hoever, der bis 1996 Umbetter des Volksbundes in Nordrhein-Westfalen war, die Gefallenen aus den Feldgräbern der umliegenden Ortschaften auf dem "Sandberg" zusammenzubetten. Die in Weeze ruhenden Toten stammten aus den Gemeinden Aldekerk, Kapellen, Geldern, Herongen, Hülm, Issum, Kevelaer, Kervenheim, Uedem, Uedemerfeld, Uedemer Bruch, Wankum, Wachtendonk, Walbeck, Weeze, Wetten, Winnekendonk, Veert und Vernum.

Unter den Toten ruht auch Dr.Siegfried Emmo Eulen, der maßgebliche Gründer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1919, der infolge einer Verwundung im Lazarett Schloss Wissen 1945 verstarb. Nach ihm wurde in Weeze auch eine Straße benannt.

Die Kriegsgräberstätte Weeze ist eine der wenigen Anlagen in Nordrhein-Westfalen, die nicht durch den Landesverband, sondern von der Bundesbauleitung des Volksbundes unter ihrem Chefarchitekten Robert Tischler, München, geschaffen wurde. Grundgedanke der Gestaltung war die natürliche Einbindung des Friedhofes in die Landschaft. So ließ man u.a. das leicht wellige, zu einem Kamm auflaufende Gelände weitgehend unplaniert. Die Umfriedung durch Erdwälle und die Bepflanzung des Gräberfeldes mit heimischem Heidekraut unterstreichen den Gestaltungsgedanken.

Auf kleinen Grabplatten aus Hartbranntstein stehen die Namen der Gefallenen, Symbolkreuzgruppen aus Basaltlava kennzeichnen das gesamte Gräberfeld. Sie erinnern an mittelalterliche Sühnekreuze.

Mittelpunkt der Anlage ist eine mächtige Hochkreuzgruppe aus Basaltlava, die sich auf einem steinernen Rundsockel erhebt. Die drei Kreuze sind aus einem 275t schweren Monolithen aus dem Steinbruch bei Gerolstein/Eifel gehauen worden. Das mittlere Kreuz mit einem Gewicht von 19t ist 5m hoch, die seitlichen jeweils 3,50m.

Das Rondell, auf dem die Kreuzgruppe steht, wurde mit Rollschichtpflaster umgeben, die Flächen mit Katzenkopfpflaster aus gespaltenem Kiesel bedeckt. Die natürliche Vermoosung des Pflasters ist gewollt.

Der hintere Abschnitt des Friedhofes wird durch eine Mauer gebildet, die im Halbogen verläuft und an ihren beiden Enden zu achteckigen Kapellenbauten führt. Im innern dieser Kapellen stehen auf solnhofener Platten die Namen der Gefallenen. Später konnten noch viele der in Weeze ruhenden Unbekannten identifiziert werden. Ihre Namen stehen auf fünf Marterln (Totenbretter) aus Ruhrsandstein, die an der Ringmauer angebracht wurden. Eine vor dem Aufgang zur Kriegsgräberstätte aufgestellte Steinstele ist den Gefallenen gewidmet, deren Gräber unereichbar sind. Sie Trägt die Inschrift:


"WO IHR AUCH RUHEN MÖGET IN DER WEITE DES OSTENS VERGESSEN SEID IHR NICHT!"

Auch den Kriegstoten der Gemeinde Weeze, die im Zweiten Weltkrieg fern der Heimat gefallen sind, wurde bei der Errichtung des Friedhofes gedacht. Rechts und links des Weges zur Hochkreuzgruppe stehen auf Eichenstelen die Namen dieser Toten.

Am 10. September 1950 wurde die Kriegsgräberstätte Weeze durch Bundespräsident Professor Theodor Heuss eingeweiht und in die Obhut der Gemeinde gegeben. Neben vielen Angehörigen der Toten und unzähligen Bürgern der Gemeinde Weeze und der umliegenden Orte nahmen auch Vertreter des englischen und italienischen Gräberdienstes sowie zahlreiche Besucher aus den Niederlanden an der Einweihung teil.


» Das Sterben am Niederrhein 1944/45 war ein
'Opfergewordensein', ein 'Geopfertwordensein'
denn der Krieg war damals schon verloren
und viele, die hier liegen, wußten, daß er verloren sei.
Und das ist das tragisch drückende Gefühl:
Sie starben an ihre Pflicht gebunden,
und davon darf nur in Dankbarkeit und Ehrfurcht
vor dem Einzelschicksal gesprochen werden.
Ein anderer Ton ist nicht erlaubt.«


             - Bundespräsitent Heuss aus seiner Rede


Gegen das Vergessen

Auf dem Rasenfeld unterhalb des Aufgangs zur Kriegsgräberstätte steht ein Ginkgo-Baum. Im Rahmen der Veranstaltung zum Gedenken an die Einweihung des Friedhofes vor 50 Jahren wurde am 19.November 2000 (Volkstrauertag) dieser Ginkgo-Baum durch Ministerpräsident Wolfgang Clement und Bürgermeister Johannes Snelting als Symbol gegen das Vergessen gepflanzt.

Der Name Ginkgo kommt aus dem Japanischen:
gin = Silber, kyo = Aprikose, eigentlich "Silberaprikose", so genannt wegen des silbrigen Aussehens der Blätter im Wind und der Art der Früchte. Den Ginkgo gibt es seit Millionen von Jahren. Er gehört zu den Nadelgehölzen, die im Winter ihre "Blätter" verlieren, und gilt schon von alters her als Heilpflanze.

Mit dem Atombombenabwurf am 6.August 1945 auf Hiroshima erlangte der Ginkgo historische Bedeutung. In der völlig verbrannten Stadt trieben die Ginkgo-Bäume als erste Gewächse wieder neue Blätter, darunter ein Baum, der nur 800m vom Zentrum der Explosion entfernt stand. Seine "Mystische Kraft" soll auch den Tempel gewissermaßen beschützt haben, der als einziges Gebäude in dem Stadtteil nicht ausgebrannt war. Seither gilt das Blatt des Baumes als Zeichen der "Hoffnung auf junges Wachsen in Frieden". Der Ginkgo-Baum mit seinen in sich geteilten heilwirkenden Blättern existiert in einer männlichen und weiblichen Form. Nur im Miteinander kann er sich vermehren; dies machte ihn dann auch zum Symbol für Zuwendung und Gemeinsamkeit.

Johann Wolfgang von Goethe hat 1815 mit seinem Gedicht an Marianne von Willemer, die Suleika seines "West-Östlichen Diwans", den Ginkgo-Baum poetisch unsterblich gemacht:


Ginkgo

Dieses Baums Blatt, der von Osten
meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie's den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt,
sind es zwei, die sich erlesen,
daß man sie als eines kennt.

Solche Fragen zu erwidern
fand ich wohl den rechten Sinn;
fühlst Du nicht an meinen Liedern,
daß ich eins und doppelt bin.

Vor dem Hintergrund der Vielfalt seiner Bedeutungskraft finden wir an vielen Kriegsgräberstätten im In- und Ausland einen Ginkgo-Baum. Die Gräber in Weeze schlagen mit ihrer Aussagekraft und ihrem Anspruch schicksalhafte Brücken zu den Kriegsgräbern überall auf der Welt.

Ministerpräsident Wolfgang Clement stellte in seiner Gedenkrede am Volkstrauertag 2000 dazu fest:


» Wer sich diesen Gräbern zuwendet,
wer sie pflegt und betreut,
der dient dem Frieden,
der dient der Verständigung
zwischen den Völkern
und damit dem Leben.
Die Opfer der Kriege und Gewaltherrschaft
mahnen uns,
Leid zu bezeugen,
Schuld anzuerkennen und
das Bild des Menschen im Herzen
unserer Mitbürger wieder herzustellen. «



Der VOLKSBUND DEUTSCHE KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE

  • arbeitet im direkten Auftrag der Bundesregierung in nahezu 100 Ländern der Erde mit Schwerpunkt derzeit in Osteuropa;
  • erhält die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, ob Deutsche oder Ausländer, ob Soldaten oder zivile Bürger, Opfer ihres Glaubens, ihrer Rasse oder politischen Überzeugung;
  • steht im Inland allen Friedhofsgärtnern in Fragen der Kriegsgräberfürsorge mit empfehlendem Rat und im Einzelfall mit finanzieller Tat zur Seite;
  • hilft allen Bürgerinnen und Bürgern in Fragen der Kriegsgräberfürsorge;
  • erledigt Grabschmuckaufträge im In- und Ausland;
  • bietet Reisen zu deutschen Kriegsgräbern im Ausland an;
  • arbeitet partnerschaftlich mit ausländischen Gräberdiensten und ähnlichen Organisationen zusammen;
  • bezieht in seine überparteiliche, weltweit geachtete Arbeit Verbände, Vereine, Organisationen und Institutionen aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ein;
  • betreibt eine zukunftsorientierte Jugend- und Bildungsarbeit, u.a. mit internationalen Jugendbegegnungen zur Pflege von Kriegsgräbern im In- und Ausland und Seminaren in seinen Jugendbegegnungsstätten in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Italien;
  • hält die Erinnerung an die Opfer von Krieg, Gewalt und Gewaltherrschaft aus der Vergangenheit und der Gegenwart wach, z.B. durch Gedenkveranstaltungen am Volkstrauertag, der zusehends als "Friedensmahntag" an Bedeutung gewinnt, und zu anderen Anlässen des Erinnerns und Gedenkens, durch Ausstellungen und Dokumentationen in Wort und Bild und durch eine gezielte Medienarbeit, aber allem durch das Anlegen und die Erhaltung von Kriegsgräberstätten;
  • Der Volksbund leistet mit seiner gesamten Arbeit unter dem Leitwort "Begegnung über Gräbern - Arbeit für den Frieden" einen wichtigen Beitrag für das Ansehen unseres Landes und den Frieden in der Welt.