Besuchen Sie diesen Ort und finden Sie Ihren eigenen Begriff, der der
Einzigartigkeit, der Würde, der Spiritualität dieser Stätte gerecht wird.
Spüren Sie die Vergangenheit. Versetzen Sie sich zurück in die Zeit der
grauen Tage. Verweilen Sie, atmen Sie...
...hier wo viele, meist junge Menschen ihren letzten Atemzug taten, die
hier gestorben sind für nichts und wieder nichts, nicht für Sieg, nicht
für Ehre, nicht für die eigenen Ideale, sondern vom kranken Geist eines
einzigen in den Tod getrieben...
Die Texte auf dieser Seite beruhen ausschließlich auf den Angaben der Informationstafel auf dem Gelände der Kriegsgräberstätte.
Mit dem Auto ist man schnell daran vorbei und weg...
Dabei lohnt es sich wirklich, einmal Halt zu machen.
Das "Grabmal des Unbekannten Soldaten". Und zu jedem nicht identifizierten Toten gehört eine Familie die nie erfahren hat, wo der Sohn, der Ehemann, der Bruder, gefallen ist und beerdigt wurde.
Konzentrische Kreissegmente mit der großen Dreiergruppe als Zentrum. Ein Landchaftsarchitektonisches Kunstwerk. Aus der Luft offenbart sich die Anlage mit völlig anderem Gesicht. Die Geometrie und die Einbettung in bestehende Landschaft und Geländemerkmale wecken ganz neue Assoziationen.
Auf dem Gelände des Soldatenfriedhofs, zwischen dem Eingang von der Straße her kommend und dem Treppenaufgang finden Sie diese Hinweistafel. Der komplette Text ist in der rechten Spalte wiedergegeben. Sie können sich das pdf-Dokument mit dem gleichen Inhalt auch hier herunterladen.
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Kriegsgräberstätte Weeze
Hier ruhen über 2000 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges. Nach der Invasion der alliierten Streitkräfte in der Normandie am 6.Juni 1944 und deren Vorstoßen durch Frankreich, Belgien und den Niederlanden wurden die Gebiete des Niederrheins und der Eifel Schauplatz furchtbarer Kämpfe. Im Februar/März 1945 erreichten die Kämpfe am Niederrhein ihren Höhepunkt. Städte und Orte wechselten mehrfach den Besitzer. In Weeze wurde drei Tage lang (28.02. bis 2.3.1945) erbittert von Haus zu Haus gekämpft, dann setzten sich die deutschen Truppen nach Osten ab.
Die Gräberdienste der nachrückenden englischen und kanadischen Einheiten begruben die Gefallenen, die sie fanden: Hunderte aber blieben unbeerdigt in den Wäldern, Feldern, Wiesen und unter den Trümmern der Häuser. - Weeze war zu 80% zerstört.
Die evakuierte Weezer Bevölkerung kehrte im August 1945 in ihren Ort zurück. Obwohl sie von eigenen Sorgen und Nöten hart bedrängt war, kümmerte sie sich um die Bergung der Toten und die Pflege der Gräber. Die Gemeinde Weeze ließ alle vorhandenen Gräber erfassen. Regierungsinspektor i.R. Albert Eckardt übernahm in aufopfernder Weise diese Arbeit.
Für die Anlegung einer bleibenden Kriegsgräberstätte stellte die Familie von Loë ein 2 Hektar großes Gelände, das im Volksmund "Sandberg" genannt wurde, unentgeltlich zur Verfügung.
1947 begann der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, unermüdlich unterstützt von Albert Eckardt und Gemeindeamtmann Heinz Hoever, der bis 1996 Umbetter des Volksbundes in Nordrhein-Westfalen war, die Gefallenen aus den Feldgräbern der umliegenden Ortschaften auf dem "Sandberg" zusammenzubetten. Die in Weeze ruhenden Toten stammten aus den Gemeinden Aldekerk, Kapellen, Geldern, Herongen, Hülm, Issum, Kevelaer, Kervenheim, Uedem, Uedemerfeld, Uedemer Bruch, Wankum, Wachtendonk, Walbeck, Weeze, Wetten, Winnekendonk, Veert und Vernum.
Unter den Toten ruht auch Dr.Siegfried Emmo Eulen, der maßgebliche Gründer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1919, der infolge einer Verwundung im Lazarett Schloss Wissen 1945 verstarb. Nach ihm wurde in Weeze auch eine Straße benannt.
Die Kriegsgräberstätte Weeze ist eine der wenigen Anlagen in Nordrhein-Westfalen, die nicht durch den Landesverband, sondern von der Bundesbauleitung des Volksbundes unter ihrem Chefarchitekten Robert Tischler, München, geschaffen wurde. Grundgedanke der Gestaltung war die natürliche Einbindung des Friedhofes in die Landschaft. So ließ man u.a. das leicht wellige, zu einem Kamm auflaufende Gelände weitgehend unplaniert. Die Umfriedung durch Erdwälle und die Bepflanzung des Gräberfeldes mit heimischem Heidekraut unterstreichen den Gestaltungsgedanken.
Auf kleinen Grabplatten aus Hartbranntstein stehen die Namen der Gefallenen, Symbolkreuzgruppen aus Basaltlava kennzeichnen das gesamte Gräberfeld. Sie erinnern an mittelalterliche Sühnekreuze.
Mittelpunkt der Anlage ist eine mächtige Hochkreuzgruppe aus Basaltlava, die sich auf einem steinernen Rundsockel erhebt. Die drei Kreuze sind aus einem 275t schweren Monolithen aus dem Steinbruch bei Gerolstein/Eifel gehauen worden. Das mittlere Kreuz mit einem Gewicht von 19t ist 5m hoch, die seitlichen jeweils 3,50m.
Das Rondell, auf dem die Kreuzgruppe steht, wurde mit Rollschichtpflaster umgeben, die Flächen mit Katzenkopfpflaster aus gespaltenem Kiesel bedeckt. Die natürliche Vermoosung des Pflasters ist gewollt.
Der hintere Abschnitt des Friedhofes wird durch eine Mauer gebildet, die im Halbogen verläuft und an ihren beiden Enden zu achteckigen Kapellenbauten führt. Im innern dieser Kapellen stehen auf solnhofener Platten die Namen der Gefallenen. Später konnten noch viele der in Weeze ruhenden Unbekannten identifiziert werden. Ihre Namen stehen auf fünf Marterln (Totenbretter) aus Ruhrsandstein, die an der Ringmauer angebracht wurden. Eine vor dem Aufgang zur Kriegsgräberstätte aufgestellte Steinstele ist den Gefallenen gewidmet, deren Gräber unereichbar sind. Sie Trägt die Inschrift:
"WO IHR AUCH RUHEN MÖGET IN DER WEITE DES OSTENS VERGESSEN SEID IHR NICHT!"
Auch den Kriegstoten der Gemeinde Weeze, die im Zweiten Weltkrieg fern der Heimat gefallen sind, wurde bei der Errichtung des Friedhofes gedacht. Rechts und links des Weges zur Hochkreuzgruppe stehen auf Eichenstelen die Namen dieser Toten.
Am 10. September 1950 wurde die Kriegsgräberstätte Weeze durch Bundespräsident Professor Theodor Heuss eingeweiht und in die Obhut der Gemeinde gegeben. Neben vielen Angehörigen der Toten und unzähligen Bürgern der Gemeinde Weeze und der umliegenden Orte nahmen auch Vertreter des englischen und italienischen Gräberdienstes sowie zahlreiche Besucher aus den Niederlanden an der Einweihung teil.
» Das Sterben am Niederrhein 1944/45 war ein
'Opfergewordensein', ein 'Geopfertwordensein'
denn der Krieg war damals schon verloren
und viele, die hier liegen, wußten, daß er verloren sei.
Und das ist das tragisch drückende Gefühl:
Sie starben an ihre Pflicht gebunden,
und davon darf nur in Dankbarkeit und Ehrfurcht
vor dem Einzelschicksal gesprochen werden.
Ein anderer Ton ist nicht erlaubt.«
- Bundespräsitent Heuss aus seiner Rede
Gegen das Vergessen
Auf dem Rasenfeld unterhalb des Aufgangs zur Kriegsgräberstätte steht ein Ginkgo-Baum. Im Rahmen der Veranstaltung zum Gedenken an die Einweihung des Friedhofes vor 50 Jahren wurde am 19.November 2000 (Volkstrauertag) dieser Ginkgo-Baum durch Ministerpräsident Wolfgang Clement und Bürgermeister Johannes Snelting als Symbol gegen das Vergessen gepflanzt.
Der Name Ginkgo kommt aus dem Japanischen:
gin = Silber, kyo = Aprikose,
eigentlich "Silberaprikose", so genannt wegen des silbrigen Aussehens
der Blätter im Wind und der Art der Früchte. Den Ginkgo gibt es seit
Millionen von Jahren. Er gehört zu den Nadelgehölzen, die im Winter
ihre "Blätter" verlieren, und gilt schon von alters her als Heilpflanze.
Mit dem Atombombenabwurf am 6.August 1945 auf Hiroshima erlangte der Ginkgo historische Bedeutung. In der völlig verbrannten Stadt trieben die Ginkgo-Bäume als erste Gewächse wieder neue Blätter, darunter ein Baum, der nur 800m vom Zentrum der Explosion entfernt stand. Seine "Mystische Kraft" soll auch den Tempel gewissermaßen beschützt haben, der als einziges Gebäude in dem Stadtteil nicht ausgebrannt war. Seither gilt das Blatt des Baumes als Zeichen der "Hoffnung auf junges Wachsen in Frieden". Der Ginkgo-Baum mit seinen in sich geteilten heilwirkenden Blättern existiert in einer männlichen und weiblichen Form. Nur im Miteinander kann er sich vermehren; dies machte ihn dann auch zum Symbol für Zuwendung und Gemeinsamkeit.
Johann Wolfgang von Goethe hat 1815 mit seinem Gedicht an Marianne von Willemer, die Suleika seines "West-Östlichen Diwans", den Ginkgo-Baum poetisch unsterblich gemacht:
Ginkgo
Dieses Baums Blatt, der von Osten
meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt,
sind es zwei, die sich erlesen,
daß man sie als eines kennt.
Solche Fragen zu erwidern
fand ich wohl den rechten Sinn;
fühlst Du nicht an meinen Liedern,
daß ich eins und doppelt bin.
Vor dem Hintergrund der Vielfalt seiner Bedeutungskraft finden wir an vielen Kriegsgräberstätten im In- und Ausland einen Ginkgo-Baum. Die Gräber in Weeze schlagen mit ihrer Aussagekraft und ihrem Anspruch schicksalhafte Brücken zu den Kriegsgräbern überall auf der Welt.
Ministerpräsident Wolfgang Clement stellte in seiner Gedenkrede am Volkstrauertag 2000 dazu fest:
»
Wer sich diesen Gräbern zuwendet,
wer sie pflegt und betreut,
der dient dem Frieden,
der dient der Verständigung
zwischen den Völkern
und damit dem Leben.
Die Opfer der Kriege und Gewaltherrschaft
mahnen uns,
Leid zu bezeugen,
Schuld anzuerkennen und
das Bild des Menschen im Herzen
unserer Mitbürger wieder herzustellen. «
Der VOLKSBUND DEUTSCHE KRIEGSGRÄBERFÜRSORGE