Weezer Bilderbuch

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Haus Hertefeld

Rittersitz aus dem 14. Jahrhundert

Haus Hertefeld

1317 findet das Haus Hertefeld erstmals als Rittersitz Erwähnung.

Es liegt jedoch nahe, dass die Familie gleichen Namens schon wesentlich länger dort ansässig war, denn bereits 1179 wird ein Theodoricus de Hertevelde in Urkunden genannt.

   
(10) Cyriakus im Park (00) Ortsschild am Fährsteg (08) Rathaus

Haus Hertefeld
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Im 14. Jahrhundert war Haus Hertefeld Mittelpunkt einer eigenständigen Herrschaft, doch die Unabhängigkeit ging in den folgenden Jahren durch eine immer enger werdende Bindung an die Grafschaft Kleve verloren. Wilhelm von Hertefeld verkaufte die Herrschaft mit Ausnahme des Hauses 1322 an Graf Dietrich VII. von Kleve. Aber auch das Haus ging dann drei Jahre später in Klevischen Besitz über.

Die darauf folgenden neun Jahre sind in der Geschichte Hertefelds noch weitgehend ungeklärt. Fest steht lediglich, dass während dieser Zeit der Ritter Loef van Hulhusen und der Ritter Rijkart van Kalkar Besitzer Hertefelds waren.

Im Jahre 1358 dann kam Haus Hertefeld mitsamt der Herrschaft wieder als Klevisches Lehen an die Herren von Hertefeld, namentlich Stephan II. von Hertefeld.

Als dessen Nachfahre Stephan IV. 1485 starb, teilten seine beiden Söhne die Familie in zwei Linien. Die jüngere unter Heinrich blieb im Besitz des Hauses Hertefeld, während die ältere Linie unter Stephan VI. durch Heirat das Haus Kolk in Uedem erwarb. Ihre Mitglieder nannten sich deshalb fortan "von Hertefeld zu(m) Kolk". Gerade die ältere Linie gewann im 16. und 17. Jahrhundert Ansehen und Wohlstand, und kam damit auch zu politischem Einfluss.

Die jüngere Linie starb mit Elbert von und zu Hertefeld aus. Zuvor hatte er das Anwesen 1637 an seinen Stiefbruder Elbert von Steenhaus verpfändet. Als dieser in finanzielle Schwierigkeiten geriet, nutzte sein vermögender Verwandter Jobst Gerhard von Hertefeld zum Kolk die Gunst der Stunde und kaufte Haus Hertefeld. Er vereinigte den Besitz der beiden Familienlinien somit wieder. Zu jener Zeit umfassten die umfangreichen Besitzungen der Hertefelds neben Uedem und Weeze die Burg Boetzelaer, Hoennepel, Kervenheim und Zelhem (heute ein Ortsteil der Gemeinde Bronckhorst).

Jobsts Vater hatte durch gute Beziehungen zum Brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm den Besitz Liebenberg in der Mark Brandenburg erwerben können und anschließend zum Hauptwohnsitz seiner Familie gemacht. Sein Enkel, Samuel von und zu Hertefeld, wurde von Friedrich I. sogar in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Der Preußenkönig logierte während seiner niederrheinischen Inspektionsreisen stets auf Haus Hertefeld, war damit aber nicht der einzige prominente Gast in Weeze. Auch Zar Alexander I. hat dort schon übernachtet.

Mit Freiherr Karl von und zu Hertefeld starb 1867 die männliche Linie der Familie aus. Die Alleinerbin Karls, seine Großnichte Alexandrine, verheiratet mit Philipp Conrad Graf zu Eulenburg, brachte somit Haus Hertefeld an dessen Familie. Alexandrine und ihr Sohn Philipp erhielten von Kaiser Wilhelm II. 1898 das Recht den Freiherrentitel derer von Hertefeld, weiter selbst zu führen.

Jener Philipp war Duzfreund und enger Berater Kaiser Wilhelms II. und von diesem 1900 in den Fürstenstand erhoben. Durch einen Grafentitel - verliehen vom schwedischen König - nannten sich die Familienoberhäupter fortan "Fürst zu Eulenburg und Hertefeld, Graf von Sandels".

Dieser Text wird zur Zeit überarbeitet...

Alexandrines zweiter Sohn, Botho Sigwart, war das erste Familienmitglied, das nach 250 Jahren Haus Hertefeld wieder für einen längeren Zeitraum bewohnte. Er komponierte dort die Oper "Die Lieder des Euripides", die 1915 am königlichen Hoftheater in Stuttgart uraufgeführt wurde.

Da das Schloss Liebenberg am Ende des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der so genannten Bodenreform enteignet wurde, kehrte die Fürstenfamilie nach Hertefeld an den Niederrhein zurück. Die Anlage ist heute noch in ihrem Besitz.

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs brannte das Schloss vollständig aus. Auch die Rentei wurde stark beschädigt, konnte aber 1946 durch Fürst Friedrich-Wend zu Eulenburg und Hertefeld wieder bewohnbar gemacht werden. Die seit Jahrzehnten verlandeten Wassergräben (einige davon wurden schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfüllt) bildeten die Grundflächen für die Neuanlage eines Parks im englischen Landschaftsstil, in den Teile des alten französischen Gartens integriert wurden.

Haus Hertefeld heute

Von 1995 bis 2005 erfolgte eine schrittweise Restaurierung der Anlage. Einer Idee aus dem Jahre 1947 folgend, wurde die verbliebene Bausubstanz der Schlossruine im Zuge einer Mustersicherung untersucht und zum Teil wieder aufgebaut. Sowohl der Mitteltrakt des Gebäudes als auch der historische Hauptturm wurden wiedererrichtet. Letzter erhielt im April 2005 in Anlehnung an eine Zeichnung Jan de Beijers von 1734 die Nachbildung einer barocken Haube, die aus gut zehn Tonnen Eichenholz gezimmert worden war. Gemeinsam mit ihr erhielt der Turm eine 280 Kilo schwere Bronzeglocke, die neben dem Hertefelder Wappen die Jahreszahl 2004 und die Inschrift „Gottes Wort bleibt ewig“ trägt.

Auch der einst zugewucherte Park der Anlage wurde wiederhergestellt.

Im Renteigebäude, der teilweise wiederaufgebauten Schlossruine und in den beiden Wächterhäuschen stehen im Rahmen des euregionalen Projekts „Culture & Castles“ Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher zur Verfügung.

Da sich Haus Hertefeld in Privateigentum befindet, ist es nicht frei zugänglich, aber von der Straße aus gut einsehbar.